Jazzkonzert in der Villa Hammerschmidt (Villa Hammerschmidt | 16.5.2019)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einem Jazzkonzert am Vorabend der Eröffnung des Jazzfestes Bonn am 16. Mai 2019 in der Villa Hammerschmidt in Bonn
Das Jazzfest Bonn hat schon eine kleine Tradition – es findet in diesem Jahr zum zehnten Mal statt. Ein Jazzabend in der Villa Hammerschmidt noch nicht. Das ist heute Abend also eine Premiere. Aber das muss kein singuläres Ereignis bleiben: Alle Traditionen beginnen mit dem ersten Mal. Ich freue mich auf jeden Fall, dass dieser Abend zustande gekommen ist, sozusagen als präsidiales Intro zum Jazzfest, und ich freue mich noch mehr, dass Sie alle heute Abend hierher in die Villa Hammerschmidt gekommen sind.Jazz und Villa – das klingt zunächst mal so, als ginge da eigentlich nichts zusammen. Aber wir alle wissen, dass Jazz schon längst nicht mehr eine Angelegenheit für schummrige, verrauchte Keller ist, dass Jazz sich als Kunstform schon längst auch, vielleicht nicht immer gerne, aber selbstbewusst im prachtvollen Glanz der großen Konzertsäle der Welt präsentiert. Wolfgang Haffner, den ich hier unter den Anwesenden vermuten darf, habe ich gerade erst mit Nils Landgren in der Berliner Philharmonie gesehen.
Hier ist es ein bisschen kleiner und intimer – und vielleicht entsteht ja heute Abend gerade in diesem Rahmen und in der vornehmen Bescheidenheit dieses Hauses, ein Stück jener Clubatmosphäre, in der sich diese Musik ja doch eher wohlfühlt, vielleicht sogar ihre Ursprünge hat.
Ich finde es sehr gut, dass man – um es jetzt mal musikalisch zu sagen – mit der Beethovenstadt Bonn nun nicht mehr nur klassische und romantische Musik, sondern dank Ihnen und den Musikern auch Jazz assoziiert – so erfolgreich und weithin bekannt ist das Jazzfest Bonn inzwischen geworden. Und so ganz voneinander entfernt muss am Ende beides auch nicht sein. Wer einmal im Ohr hat, wie etwa Friedrich Gulda das Opus 111 von Beethoven interpretiert, ohne eine Note willkürlich zu verändern, der wird nicht mehr vergessen, welcher Swing in Beethovens Musik steckt – oder zumindest stecken kann, wenn man ihn zu entdecken versteht.
Gute Musik ist eben gute Musik – und Schubladen, Fächer, strenge Genre-Trennungen haben echte Musiker ohnehin nie wirklich akzeptiert. Das beste Beispiel dafür ist heute Abend wohl Thomas Quasthoff, der im klassischen Gesang begonnen hat und nun seine große stimmliche Kunst dem Jazz widmet – wir werden es ganz am Ende dieses Abends hören. Das Programm, aus dem wir Auszüge hören, heißt „Nice ’n‘ Easy“. Eine schöne Überschrift für den ganzen heutigen Abend.
Aus dem Bundesjazzorchester kennen sich Rebekka Ziegler, Veronika Morscher, Laura Totenhagenund Zola Mennenöh. Als A-cappella-Quartett „Of Cabbages and Kings“ werden sie uns zu Beginn des Konzerts zeigen, was stimmliche Virtuosität vermag.
Und schließlich freue ich mich besonders auch auf Julia Hülsmann am Piano, die nicht zum ersten Mal mein Gast ist. Sie gehört zu den ganz großen Namen im Jazz. Und das trifft ganz sicherlich auch auf ihren heutigen Partner Christopher Dell zu, mit dem wir den wohl führenden Vibraphonisten seiner Generation heute Abend hier begrüßen können.
Und schließlich, das will ich nicht vergessen,möchte ich mich bedanken bei Peter Materna, dem Intendanten des Jazzfestes Bonn, der tatkräftig und entscheidend dazu beigetragen hat, dass wir heute diese wunderbare musikalische Mischung erleben können.
Uns allen, liebe Gäste, wünsche ich einen schönen,einen inspirierenden Abend, von dem ich vor allem schon vorher eines vermuten darf: Uns wird sicherlich nicht langweilig.
Viel Vergnügen!
Villa Hammerschmidt, 16. Mai 2019
Quelle: www.bundespraesident.de